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TMUEN-Studie

Quartiere gemeinsam lebenswert machen Mehr Platz für Grün und klimafreundliche Mobilität

Flächengerechtigkeit in Quartieren unter Berücksichtigung von Biodiversität, klimafreundlicher Mobilität und Lebensqualität

Städtische Quartiere sind noch immer durch eine auf das Auto zentrierte Flächengestaltung dominiert. Sichere und breite Fuß- und Radwege sind meist nur unzureichend vorhanden - mit entsprechenden ökologischen, gesundheitlichen und sozialen Konsequenzen für die Städte und ihre Bewohner*innen. Die Bedeutung einer gerechten Flächenverteilung zwischen den Verkehrsteilnehmenden und innovativer Planungsansätze zur Erreichung einer entsprechenden Transformation wurden nicht zuletzt in der Covid-19-Pandemiephase deutlich.

Integrierte, beteiligungsorientierte und von gegenseitigen Lernprozessen geprägte Planungsprozesse in Verbindung mit der Erprobung temporärer, räumlicher Veränderungen können Chancen für die Umsetzung akzeptierter und an die Bedürfnisse der Bewohner*innen angepasste Maßnahmen hin zu einer grünen Mobilitätswende und zu gesunden und prosperierenden Städten bieten. Das Forschungsprojekt „Quartiere gemeinsam lebenswert machen“ widmet sich diesen Themen und zielt darauf ab, herauszufinden, wie in verdichteten Wohnlagen mehr Natur, umweltfreundliche Mobilität, Begegnung und Austausch möglich sein können und damit zu mehr Flächengerechtigkeit beigetragen werden kann.

Gemeinsam mit der Deutschen Umwelthilfe e.V. werden diese Fragen mit den Kooperationspartnern der Landeshauptstadt Erfurt und der Stadt Jena anhand der Zusammenarbeit mit lokalen Akteuren in Modellquartieren untersucht.

TMUEN-Studie

Fördermittelgeber: Drittmittel-Forschungsprojekt des Thüringer Ministerium für Umwelt, Energie und Naturschutz (TMUEN)

Laufzeit: 04.2021 - 09.2022

Ergebnis: Studie - "Quartiere gemeinsam lebenswert machen" (PDF-Datei als Download)

Lebensqualität im Quartier zurückerobern

Interventionen zur Wahrnehmung von gerechter Flächenverteilung

Der Wunsch nach Lebensqualität im Quartier gibt Anlass zu fragen: Wie kann Raum für Fußgänger, Radfahrer, Biodiversität u.v.m. zurückerobert werden?

Über das Projekt

In den ausgewählten Modellquartieren der Städt Erfurt, Mühlenviertel, und Jena, westlichen Innenstadt, werden in Zusammenarbeit mit lokalen Akteuren die aktuelle Verteilung der Freiflächen, v.a. des Verkehrsraumes, sowie die Wahrnehmung der Flächenverteilung analysiert und mögliche Interventionsräume identifiziert. In Kooperation mit den Akteuren sollen Ansätze für Handlungsempfehlungen zur Förderung einer gerechteren Flächenverteilung entwickelt und erörtert werden. Im Ergebnis des Projekts werden Empfehlungen zu potenziellen Maßnahmenbereichen, Umsetzungsstrategien, Beteiligungsformaten und Finanzierungsmöglichkeiten formuliert, die es den beiden Städten ermöglichen, auch in der Folge umsetzungsorientierte und maßnahmenbezogene Prozesse in den Quartieren zu initiieren. In einer weiteren Projektphase sind temporäre Erprobungen, z.B. durch temporäre Umgestaltungen mit u.a. Sitzgelegenheiten auf Parkplätzen, Begrünungsmaßnahmen oder Pop-Up-Radwege, vorgesehen, um eine längerfristige Umsetzung der gewonnen Ergebnisse sowie die Schaffung von Freiräumen für mehr klimafreundliche Mobilität, Stadtgrün, Gesundheit und Aufenthaltsqualität in den beiden Modellquartieren einzuleiten und dies wissenschaftlich zu begleiten.

Vorgehen zur Studie

Das ISP – Institut für Stadtforschung, Planung und Kommunikation der FH Erfurt ermittelt in einer ersten Phase gemeinsam mit der Deutschen Umwelthilfe e.V. und in enger Kooperation mit den beiden Städten Erfurt und Jena, welche Daten, Grundlagen und Strukturen vorhanden sind, um eine beteiligungsorientierte, grün gestaltete Mobilitätswende in ausgewählten Modellquartieren zu erzielen, und ergänzt diese durch eigene Erhebungen. Hierfür werden die Rahmenbedingungen in den Modellquartieren im Hinblick auf potenzielle Transformationen ermittelt und bewertet. Es werden u.a. Aspekte wie einzubeziehende lokale Institutionen und Akteure, die Sozialstruktur und Flächenverteilungen im Quartier, bereits umgesetzte Maßnahmen sowie bestehende kommunale Planungen und Konzepte betrachtet. Das Vorhaben soll sich an den Handlungsmöglichkeiten und Ressourcen der Modellkommunen orientieren und bindet relevante Akteure, wie Interessengruppen, Bewohner*innen des Quartiers und Gewerbetreibende, im Rahmen eines integrierten Ansatzes aktiv ein.

Ziel und Ergebnis der Studie

Im Sinne einer Machbarkeitsstudie wird in enger Kooperation mit den beiden Städten Erfurt und Jena ermittelt, welche Daten, Grundlagen und Strukturen vorhanden sind und was noch erfolgen müsste, um eine beteiligungsorientierte, grün gestaltete Mobilitätswende in ausgewählten Modellquartieren zu erzielen.

Dabei soll zunächst die Frage beantwortet werden, welche Quartiere mit welchen Zielstellungen und Methoden für einen partizipativen Prozess geeignet sind und im Sinne der oben skizzierten Transformation bearbeitet werden sollen. Dabei sollen die Ausgangslage in den ausgewählten Quartieren, deren Potenziale für mehr Flächengerechtigkeit, für umsetzbare Maßnahmen sowie Potenziale der Beteiligung und der Finanzierung von Maßnahmen ermittelt werden.

Das Vorhaben soll sich eng und abgestimmt an den Handlungsmöglichkeiten und Ressourcen der Modellkommunen orientieren und relevante Akteure/Ämter im Rahmen eines integrierten Ansatzes einbinden.

Ergebnis der Studie sollen Handlungsempfehlungen sein, die es den beiden Städten ermöglichen, in der Folge umsetzungsorientierte und maßnahmenbezogene Prozesse in den Quartieren zu initiieren. Konkret sollen auf der Basis der gewonnenen Ergebnisse in der Folge der Studie Prozesse zur Schaffung von Freiräumen für mehr klimafreundliche Mobilität, Stadtgrün/Biodiversität, Gesundheit und Aufenthaltsqualität in den beiden Modellquartieren initiiert und begleitet werden. Neben den Bewohner*innen der Quartiere sollen weitere Betroffene wie Gewerbetreibende oder Handel, diese auch als mobilitätsinduzierende Arbeitgeber im Quartier (Stichwort: Pendlerverkehr aus dem Umland), einbezogen werden.

Das Vorhaben zielt perspektivisch in der nächsten Projektphase darauf ab, konkrete Maßnahmen zur Förderung einer gerechteren Flächenverteilung in den Modellquartieren soweit wie möglich zu entwickeln und versuchsweise umzusetzen.

Erste beispielgebende Maßnahmen und Umgestaltungen können im Rahmen taktischer Interventionen (temporäre Maßnahmen räumlicher Veränderungen) Möglichkeiten neuer Flächenverteilungen im Quartier sichtbar machen. Maßnahmen könnten die alternative Nutzung von Parkflächen sein, etwa durch temporäre Sitzgelegenheiten, der Einsatz von Pflanzkästen zur Verkehrsberuhigung oder zur Aufwertung der Aufenthaltsqualität.

Der Transfer in weitere Stadtquartiere in Erfurt und Jena sowie die Vermittlung der Ergebnisse und Erfahrungen im Sinne von „Best-Practice“ an weitere Städte und Gemeinden in Thüringen soll sich im Hauptprojekt anschließen.

Praxispartner Modellstädte Erfurt und Jena

Die Landeshauptstadt Erfurt und die Stadt Jena als die zwei größten Städte Thüringens sind zwei Oberzentren im Bundesland und nicht zuletzt als wichtige Hochschul- und Wirtschaftsstandorte von stetiger Zuwanderung gekennzeichnet. Von beiden Städten gehen innovative Impulse für das gesamte Bundesland aus. Neue Klimaschutz- und Klimaanpassungsmaßnahmen werden hier gemeinsam mit verschiedenen Akteuren aus Wissenschaft, Politik und einer aktiven Zivilgesellschaft entwickelt und umgesetzt.

Aufgrund ihrer unterschiedlichen städtebaulichen Struktur eignen sich die beiden Städte ausgezeichnet als Fallbeispiele in diesem praxisorientierten Modellvorhaben. Erfurt ist besonders in seinem mittelalterlichen Zentrum und gründerzeitlichen Stadterweiterungsgebieten durch enge Straßen und einem gleich-zeitig hohen Anteil von Stellflächen des MIV geprägt. Hohe Pendlerströme, ein dichtes Verkehrsaufkommen im innerstädtischen Bereich und Flächenknappheit sind in der Stadt Jena Problembereiche auf dem Weg zu einer nachhaltigeren Mobilität. Die Aushandlung einer gerechteren Flächenverteilung in den unterschiedlichen Quartieren sowie die Umsetzung alternativer Mobilitätsangebote sind in beiden Städten Herausforderungen und Chance zugleich.

Handlungsfelder

Mit der Studie werden verschiedene Aufgabenfelder adressiert:

  • Anfertigung einer Bestandsanalyse und Erarbeitung neuer Erkenntnisse zur individuellen Wahrnehmung der Flächenverteilung 

  • Identifikation von Bedarfen verschiedener Bevölkerungsgruppen und möglichen Interventionsbereichen zur Verbesserung der Flächenverteilung

  • Entwicklung und Transfer von Handlungsempfehlungen für Kommunen, um künftige (temporäre) Interventionen vornehmen zu können

Wissenschaftliche Beiträge des ISP

Perspektiven lokaler Akteure auf das Quartier im Hinblick auf die Flächenverteilung im öffentlichen Raum

Mit Hilfe qualitativer und quantitativer Methoden wird der Ist-Zustand der Quartiere erhoben und die Wahrnehmung der Bewohner:innen der Modellquartiere erfasst und ausgewertet.

Handlungsempfehlungen temporärer Interventionen

Im Rahmen der Studie werden mögliche Interventionsräume und potenzielle (temporäre) Maßnahmenbereiche identifiziert. Möglich Ansätze werden als Handlungsempfehlungen aufbereitet und gegenüber den Kooperationsstädten Erfurt und Jena kommuniziert. Die Handlungsempfehlungen werden ebenfalls in einem Expertengremium beraten und weiter konkretisiert. Darüber hinaus sollen innovative Steuerungsmechanismen für die Städte entwickelt werden, um Flächengerechtigkeit in den Quartieren besser zu unterstützen.

Projektteam

Projektleitung

Prof.in Dr.-Ing. Heidi Sinning

+49 361 6700-4480sinning@fh-erfurt.de Altonaer Straße 25, Schlüterstraße 1 | 12.1.16 (Altonaer Straße), 103 (Schlüterstraße)
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wissenschaftlicher Mitarbeiter

Johannes Glöckner

-johannes.gloeckner@fh-erfurt.de Altonaer Straße, Haus 11 | 11.1.03
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